Experteninterview mit Architekt Peter Brdenk (Planwerk)

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    Lichtplanung enorm wichtig.

    Die richtige Lichtplanung in Städten ist für den Menschen von enormer Wichtigkeit. Warum wir auf zu wenig aber, auch auf zu viel Licht überempfindlich reagieren, erklärt uns der Architekten und Lichtkünstler Peter Brdenk vom Architekturbüro Planwerk.

    SCHÖNESZUHAUSE: Sie sind Lichtkoordinator der Stadt Essen, Architekt und Lichtkünstler. Was versteht man unter dem Beruf Lichtkoordinator?

    Peter Brdenk: Ich bin Architekt und Lichtgestalter, der künstlerisch orientierte Lichtinstallationen, vorwiegend im öffentlichen Stadtraum entwirft und erstellt. Von 2001 bis Mitte 2006 war ich Lichtkoordinator der Stadt Essen und eben dort zuständig für Lichtgestaltung dieser Art. Ein direkter Beruf ist das auch nicht, es wäre interessant herauszufinden, wie viele sich so bezeichnen.

    Das ganze beruht auf einen Wettbewerb des Landes NRW aus dem Jahre 2000 / 2001, der sich mit der Lichtgestaltung im öffentlichen Raum beschäftigt hat. Hieraus resultierte ein Masterplan Licht, den es galt zu bearbeiten. Der Lichtkoordinator hatte nun die Aufgabe, die Schnittstellen aller Beteiligten zu schaffen und schließlich mit Ihnen das Werk umzusetzen. Zu den Beteiligten gehörten z. B. das Tiefbauamt, das Stadtplanungsamt und das Kulturdezernat, dann natürlich diverser Designer und Künstler und ausführende Firmen, die die Installationen gefertigt haben. Mithilfe eines Kulturmanagers wurden die Ideen werbewirksam an Sponsoren gebracht, die mit halfen, die Installationen zu finanzieren. Durch diese Art von Koordination, natürlich mit dem richtigen Blick für gutes Licht, sind viele prägende Lichtinstallationen im Essener Stadtraum entstanden. Übrigens verewigt in einem Buch mit dem Titel : LICHT.STADT.ESSEN

    SCHÖNESZUHAUSE: Wie sieht die ideale Lichtgestaltung von Städten aus?

    Peter Brdenk: Gutes Licht ist immer auch eine Ausgewogenheit zwischen hell und dunkel. Die meisten großen Städte tendieren heute dazu, die Nacht zum Tag zu machen, was dazu führt, dass es mehr Licht als notwendig gibt, insbesondere in der Werbung versucht man sich immer wieder gegenseitig zu übertreffen. Dazu kommt es, dass es oft unzählige verschiedener Leuchten im Stadtraum gibt, oftmals auch mit unterschiedlichen Lichtfarben. Gebäude hingegen haben relativ selten eine aussagekräftige Beleuchtung, die auf die Architektur bezogen ist. Wenn man sich mit diesen Punkten richtig beschäftigt und das auch noch energiebewusst, sähe vieles besser aus.

    SCHÖNESZUHAUSE: Warum ist Licht für den Menschen so wichtig?

    Peter Brdenk: Licht ist Leben, ohne Licht funktioniert es nicht. Wir wissen heute auch aus der Biologie, welche Grundlage das Licht für die menschliche Entwicklung hat. Und hier ist nicht nur das Sonnenlicht gemeint. Es war ein langer Weg vom ersten beherrschten Feuer vor ca. 500.000 Jahren bis zum ersten elektrischen Licht im 19. Jahrhundert. Heute ist elektrisches Licht aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Und es gibt noch viel zu erforschen auf diesem Sektor. Immer mehr versucht man auch herauszufinden, wie es verschiedene Tierarten schaffen, selbst Licht zu produzieren. Man denke nur mal an das Glühwürmchen.

    SCHÖNESZUHAUSE: Wie lässt sich Licht ideal in die Architektur einbinden? Worauf ist zu achten?

    Peter Brdenk: Alle Architekten sollten für ihre Gebäude ein Tagbild und ein Nachtbild entwerfen und das mit entsprechenden Qualitätsmerkmalen. Über gute Architektur und wie sie sich im städtischen Raum einbinden soll, gibt es unzählige schlaue Bücher, aber nur wenige, die sich mit der Architektur der Nacht beschäftigen. Das war eine Zeit mal anders. In den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts, waren die Kollegen so fasziniert von den neuen Erfindungen um das elektrische Licht, dass sie viel Wert darauf legten, dass ihre Gebäude eine Tag- und Nachtwirkung hatten. Licht ist ein Baustein, so wie ein Ziegelstein oder ein Balken. Heute gibt es so viel technisches Wissen um das Thema Licht, dass das nicht das Problem sein kann, man muss den Baustein Licht nur richtig einsetzen.

    SCHÖNESZUHAUSE: Lichtkunst bitte erklären Sie uns diesen Begriff?

    Peter Brdenk: Licht war schon immer ein wichtiger Punkt in der Bildenden Kunst, zunächst natürlich nur in der Malerei, spätestens seit der Erfindung des elektrischen Lichts kennt auch die Experimentierfreudigkeit der Künstler keine Grenzen mehr. Wieder kann man die 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts herausheben. Alles ist heller, schneller, größer und die technischen Gegebenheiten ändern sich von Tag zu Tag.

    Bewegung, Farbe, Licht, Zeit, Begriffe, die in der Kunst einen neuen Stellenwert bekommen und künstlerisch interpretiert werden. Der Bauhaus- Künstler László Moholy-Nagy baut den Licht-Raum-Modulator und setzt damit einen ersten Meilenstein in der Lichtkunst. Heute gibt es kaum ein großes Kunstmuseum, in dem nicht eine Lichtkunstinstallation zu sehen ist. Und in der Stadt Unna gibt es sogar ein Zentrum für internationale Lichtkunst. Berühmte Lichtkünstler sind z.B. Keith Sonnier und James Turell.

    Foto: Peter Brdenk – peterbrdenk.de

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